Heute haben viele Apotheken in den oberfränkischen Landkreisen Coburg, Kronach, Kulmbach, Lichtenfels und Wunsiedel nur eingeschränkt geöffnet. Sie protestieren damit gegen die Verhandlungspolitik des GKV-Spitzenverbandes. Der Spitzenverband weigert sich, den Zwangsrabatt, den Apotheken bei der Abgabe von Fertigarzneimitteln an Krankenkassen zahlen müssen, zu senken. Es handelt sich um die erste Protestaktion dieser Art, die der BAV Bayerischer Apothekerverband e.V. organisiert.
„Die Apotheken in den Landkreisen Coburg, Kronach, Kulmbach, Lichtenfels und Wunsiedel werden die Patienten bis zum frühen Nachmittag nur durch die Notdienstklappe und mit weniger Personal bedienen“, sagt Dr. Hans-Peter Hubmann, 1. Vorsitzender des BAV Bayerischer Apothekerverband e.V. „Damit verdeutlichen wir den Menschen symbolisch, was es heißt, wenn Leistungen eingeschränkt werden müssen“. Hubmann versichert, dass die Arzneimittelversorgung der Patienten trotz der Protestaktion vollumfänglich gewährleistet ist. Es kann jedoch zu längeren Wartezeiten kommen. Für die Region Oberfranken hat sich der BAV entschieden, da hier prozentual die Apothekenzahl am stärksten von allen bayerischen Bezirken zurückgeht. 21 Apotheken mussten allein in den vergangenen drei Jahren schließen.
„Die gesetzlichen Krankenkassen bürden den Apotheken seit Jahren immer mehr bürokratische Frondienste auf. Gleichzeitig wollen sie ihnen zusätzlich über den Zwangsrabatt immer mehr Geld wegnehmen“, sagt der BAV-Vorsitzende Hubmann. Allein durch die Umsetzung der Rabattverträge und der Importquote, das kostenlose Inkasso von Zuzahlungen und Herstellerrabatten tragen Apotheken jährlich zu Einsparungen in Milliardenhöhe für die Kassen bei. Hubmann: „Die Kassen täten gut daran, die eigenen Verwaltungsausgaben auf den Prüfstand zu stellen, bevor sie sich am Lohn derer vergreifen, die die Arbeit leisten“. Die Verwaltungskosten der Kassen machten allein im Jahr 2011 mit über 9,3 Milliarden Euro rund 5,2% der Gesamtausgaben aus. Der Anteil für alle 21.000 deutschen Apotheken an den Gesamtausgaben betrug 2,3%.