Kassenärzte-Chef Andreas Gassen fordert eine Lockerung bei Krankschreibungen. Wo bisher jeder Arbeitgeber selbst entscheiden konnte, ab wann ein Krankenschein einzureichen ist, soll jetzt per Gesetz eine Nachweispflicht erst ab dem vierten Krankentag gelten. Der Ermessensspielraum der Unternehmen würde somit wegfallen. Ausschlaggebend für die Forderung sind die hohen Kosten im Gesundheitswesen. Arztbesuche, um einen Krankenschein für ein bis drei Tage zu bekommen, würden demnach pro Jahr Kosten von 100 Millionen Euro verursachen. Würde die Krankenscheinpflicht ab dem vierten Tag eingeführt werden, würden nicht nur überlastete Praxen, sondern auch das Gesundheitswesen geschont werden.
Betrug vorprogrammiert?
Auch in Oberfranken sorgt dieser Vorschlag für erhitzte Gemüter. Unternehmer befürchten, dass Arbeitnehmer die neue Regelung ausnutzen würden, um unter dem Schutz des Gesetzes „krank zu machen“. Die Kosten, die im Gesundheitswesen gespart werden würden, würden dann bei den Arbeitgebern wieder aufkommen. Es wird ein Bild der Bevormundung vermittelt.
„Totaler Schwachsinn“
Auch die Ärzte, welche entlastet werden würden, sehen die Forderung nicht als zielführend. Durch eine Änderung in der Karenzzeit würden die Probleme, die aktuell in den deutschen Praxen herrschen, nicht behoben werden. Es braucht viel eher eine Änderung im Gesundheitswesen selbst, aber auch in der Gesellschaft. Menschen gehen demnach viel zu häufig zum Arzt, auch wenn die Krankheit oder das Leiden eventuell auch ohne ärztliche Behandlung kuriert werden könnte.