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Amt für Bürgerbeteiligung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit / Stefan Mähringer

Stadt Bamberg

Straßennamen in Bamberg im Fokus: Kommission legt Kriterien für eine Überprüfung fest

Die Stadt Bamberg hat 827 Straßen, die zum Teil nach historischen Persönlichkeiten, Orten oder alten Flurnamen benannt wurden. Eine erste Auswahl von 62 wurde Namen wurde nun in der zweiten Sitzung der Straßennamen-Kommission unter der Leitung des Stadtarchivleiters Horst Gehringer zur Überprüfung vorgelegt. Im Mittelpunkt stehen Personen als Paten von Straßen, deren aktive Lebensphase in die NS-Zeit fiel und die daraufhin untersucht werden, ob und inwiefern sie sich in dieser Zeit diskreditierende Handlungen zuschulden kommen ließen.

Stichjahr für die Zusammenstellung ist 1928

Die Zusammenstellung der ermittelten Namen soll als Diskussionsgrundlage für weitere Gespräche dienen. Rein formal geht es um eine Auflistung der für die Straßenbenennung ausgewählten Personen, die vor 1928 geboren wurden und in der NS-Zeit lebten. Das Stichjahr 1928 orientiert sich an den rechtlichen Einreisebestimmungen Israels für deutsche Staatsangehörige.

Großteil der Straßenschilder bedarf einer inhaltlichen Erläuterung

Über den NS-Bezug hinaus bestand in der Kommission Einigkeit, dass ein Großteil der Straßenschilder in Bamberg unter anderem einer inhaltlichen Erläuterung bedarf. Dies kann zukünftig durch ein Zusatzschild erfolgen und in der Regel die Namen gebende Person näher erläutert. Aber auch bei Straßennamen mit bestimmten Ortsbezeichnungen oder Begriffen aus der Rechtsgeschichte sind derartige Schilder zur Erklärung des Straßennamens ein sinnvoller Beitrag im Sinne der „Stadtgeschichte auf Schildern“, so die Stadtverwaltung Bamberg.

Bewertung von Straßennamen

Bei der Bewertung von Straßennamen gibt es demnach verschiedene Kriterien. Hier stellen nach Ansicht der Kommission die in Freiburg angestellten Überlegungen eine mögliche Grundlage dar – heißt:

  • Aktive Förderung des Nationalsozialismus / des NS-Unrechtstaates von führender Position aus
  • Aggressiver Antisemitismus bei solchen Personen, die Multiplikatoren darstellten und über entsprechenden Einfluss verfügten
  • Extremer Rassismus in Theorie und / oder Praxis
  • Militarismus in Form der Glorifizierung des Ersten Weltkrieges (Dolchstoßlegende)
  • Extreme, unzeitgemäße Frauenfeindlichkeit
  • Kolonialismus
  • Eine hier fehlende Kategorie bezüglich des Verhaltens von Personen zu Zeiten der SED-Diktatur gilt es darüber hinaus ebenso zu berücksichtigen, da sie zumindest in den ehedem neuen Bundesländern, möglicherweise aber nicht nur dort, eine Rolle spielt.

Geschichtliche Arbeit des Stadtarchivs

Aus Sicht des Stadtarchivs geht es vor allem um die Erfassung möglichst aller Straßennamen – aktueller wie nicht mehr aktueller. So soll eine Veröffentlichung als Straßennamen-Buch mit kurzen Beiträgen zur Geschichte der Straße mit den wesentlichen Literatur- und Quellenangaben erfolgen. So wird im Stadtarchiv bereits zu diesem Zweck in einer Datenbank die Gesamtheit der Straßen, Plätze und Brücken erfasst, um eine Publikation zu erstellen. Eine weitere Nutzungsmöglichkeit ist diese Datenbank als Recherchetool zu aktuellen Fragestellungen. Zurzeit umfasst sie 958 Datensätze und wird sukzessive ergänzt. Dabei werden zentrale Aspekte des Verwaltungsverfahrens „Straßenbenennung“ erfasst, wie zum Beispiel die Rechtsgrundlage der Straßenbenennung (Stadtratsbeschluss), die angegebenen Gründe für die Straßenbenennung oder die Vorgeschichte. Diese Arbeiten erfolgen mit der systematischen Durchsicht der vorhandenen Unterlagen, insbesondere der seit Beginn der amtlichen Straßenbenennung in Bamberg (1878) vorliegenden Protokolle des Stadtmagistrats beziehungsweise des Stadtrats.

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