
Regionalliga Bayern
Wirbel um Anwaltskanzlei: Regionalligist Schweinfurt zieht im Fall Schwaben Augsburg vor das Oberlandesgericht
Auch Bamberg und Bayreuth von Kontroverse in Regionalliga betroffen
Der Fall Schwaben Augsburg weitet sich mehr und mehr zu einem handfesten Skandal im bayerischen Fußball aus. Nachdem Augsburgs Regionalliga-Konkurrent Eintracht Bamberg den Bayerischen Fußball-Verband in der vergangenen Woche für sein Handeln in der Causa scharf kritisiert hatte, schaltete sich am Mittwoch (12. März) auch der FC Schweinfurt 05 in die Diskussion ein und kündigte an, vor das Oberlandesgericht zu ziehen.
Regionalliga Bayern: Diskussion um Urteil gegen Schwaben Augsburg
Im Dezember 2024 hatte das Sportgericht des BFV die Fuggerstädter für Verstöße gegen § 25 (2) Regionalliga-Ordnung bestraft. Dort heißt es, dass auf dem elektronischen Spielbericht unter den 20 Spielern mindestens vier Spieler aufgeführt sein müssen, die die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, noch kein A-Länderspiel für einen anderen Nationalverband bestritten haben und die am 30. Juni vor Beginn des Spieljahres das 23. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Die Siege des TSV gegen Eintracht Bamberg (2:0), den 1. FC Schweinfurt 05 (4:3), Türkgücü München (3:1) und den SV Wacker Burghausen (3:2) waren damals nachträglich mit 0:2 gegen den TSV Schwaben Augsburg gewertet worden, zudem hatte der Verband dem Verein eine Geldstrafe in Höhe von insgesamt 600 Euro auferlegt.
Entscheidung des BFV hat brisante Folgen
Ende Februar dieses Jahres folgte dann jedoch die Kehrtwende, als das Verbands-Sportgericht des Bayerischen Fußball-Verbandes der Berufung des TSV Schwaben Augsburg in Teilen stattgab und die im Urteil des Sportgerichts Bayern zunächst vorgenommenen Wertungen von vier Partien der laufenden Saison in der Regionalliga Bayern zu Gunsten des Gegners in der vergangenen Woche aufhob. Besonders brisant: Sowohl im Abstiegskampf als auch im Titelrennen der Regionalliga könnte die Entscheidung dramatische Auswirkungen haben. Denn während die beiden Schlusslichter Bamberg und Türkgücü München mit einer nachträglichen Spielwertung zu ihren Gunsten den Abstand zur Konkurrenz verkürzen würden, könnte Tabellenführer Schweinfurt den Abstand auf Verfolger Bayreuth um weitere drei Punkte ausbauen! Zudem würde der aktuell eigentlich auf Rang Acht platzierte TSV sich bei einem Punktabzug mitten im Abstiegskampf wiederfinden.
Tabellenführer Schweinfurt meldet sich mit Statement
Und tatsächlich meldete sich nun auch der Schweinfurter Geschäftsführer Markus Wolf in einem öffentlichen Statement zu Wort. In diesem nimmt er Bezug auf einen Fall aus dem Jahr 2018, in welchem die Schweinfurter selbst wegen einer Missachtung der U23-Regel vor dem Sportgericht standen. Zwar habe man "vollstes Verständnis" für die Situation der Augsburger und wolle ihnen auch nicht das Interesse an der Jugendförderung absprechen, dennoch halte man die Regel in ihrer jetzigen Form "grundsätzlich für sinnvoll" und sei der Meinung, dass sich alle Vereine an diese Regeln halten müssen, um einen wichtigen Beitrag zur Jugendförderung zu leisten.
"Keinerlei Verständnis für die Ungleichbehandlung des Sportgerichts": Geschäftsführer Wolf verweist auf Urteil aus dem Jahr 2018
"Hierzu müssen ausgesprochene Strafen einen Anreiz setzen, damit die Regel ihre Wirkung entfalten kann. Keinerlei Verständnis haben wir daher für die Ungleichbehandlung des Sportgerichts bei ein und demselben Sachverhalt", so Wolf. Das gesprochene Urteil im Fall von 2018 habe besagt, dass eine Spielwertung gegen Schweinfurt und zugunsten des FC Würzburger Kickers zwingend notwendig sei: "Durch diesen Fauxpas sind wir seinerzeit, nach einem sportlichen Sieg, am grünen Tisch aus dem Toto-Pokal ausgeschieden. Der FC Würzburger Kickers gewann im Anschluss den Toto-Pokal und qualifizierte sich für den DFB-Pokal", stellt Wolf fest.
Harte Kritik an Rechtsprechung des BFV: "Weder einheitlich noch frei von Widersprüchen"
Für den FC Schweinfurt sei es deshalb "besonders unverständlich", dass die Rechtsorgane des BFV sich im Urteil von 2018 folgendermaßen äußerten und sich nun nicht daran gehalten hätten: "Es ist im Übrigen nicht ersichtlich, ohne dass es hierauf im Ergebnis ankommt, warum der Beurteilungs- und Bewertungsmaßstab, den die DFB-SpO an einen Verstoß gegen eine nahezu identische Form-Vorgabe in der 3. Liga stellt, nicht auch ab der 1. Hauptrunde des BFV-Verbandspokals und im Übrigen auch für die Regionalliga-Verbandsrunde gelten soll", zitiert Wolf eine damalige Aussage des BFV. "Die Rechtsprechung der Rechtsprechungsorgane des BFV ist insoweit weder einheitlich noch frei von Widersprüchen, was bei den Regelunterworfenen einen Eindruck von Willkür entstehen lässt", so der Schweinfurter Geschäftsführer.
Schweinfurt irritiert über Rolle von Ludwigsburger Anwaltskanzlei
In den abschließenden Worten des Statements geht Wolf dann auf die juristische Vertretung des TSV ein, und lenkt die Diskussion damit in eine ähnliche Richtung wie zuvor schon der Bamberger Vorstand Sascha Dorsch:
Vertreten wird der TSV Schwaben Augsburg von der Kanzlei Schickhardt, die sich vor einigen Jahren im gleich gelagerten Fall argumentativ für den FC Würzburger Kickers und für eine Spielumwertung ausgesprochen und vor dem Sportgericht gewonnen hat. Wenige Jahre später nimmt die gleiche Kanzlei die komplett entgegengesetzte Rechtsauffassung ihrer früheren Gegner an und gewinnen in 2. Instanz erneut. Es entsteht der Eindruck, als habe die Partei die besten Chancen auf einen Erfolg vor den Sportgerichten des BFV, welche sich der Sportrechtskanzlei aus Ludwigsburg bedient.
(Markus Wolf, Geschäftsführer FC Schweinfurt 05)
Causa Schwaben Augsburg soll vor das Oberlandesgericht kommen
Wie Wolf erklärt, wolle der Tabellenführer aus Unterfranken den Fall Schwaben Augsburg nun in den Gerichtssaal bringen:
Da wir als zweimaliger Betroffener, der in ein und demselben Fall, obwohl er jeweils auf verschiedenen Seiten der Rechtsauffassung war, vor den Rechtsorganen des BFV verloren haben, fühlen wir uns ungleichbehandelt.
(Markus Wolf, Geschäftsführer FC Schweinfurt 05)