Der Waldläufer ist gefasst. Wir berichteten. Am Freitag (09. Januar) hat die Polizei den 61-jährigen Tschechen in einem Waldgebiet bei Marktleuthen im Landkreis Wunsiedel verhaftet. Einsatzkräfte der Inspektionen rund um den Kornberg, unter Führung der Wunsiedler Polizei, stöberten den Mann in seinem Lager auf. Ihm werden um die 90 Einbrüche vorgeworfen.
Festnahme im Unterschlupf
Zum Verhängnis wurde dem 61-jährigen Mann sein letzter Einbruch in eine Fischerhütte im Martinlamitzer Forst. Wie bereits im Sommer 2014 stieg er in die Hütte ein und entwendete dort Lebensmittel. Bereits kurz nach der Tat waren ihm 20 Ermittler auf den Fersen. Die Arbeit der gemeinsamen Ermittlungsgruppe trug nun Früchte. Analysedaten von zurückliegenden Tatorten und vermeintlichen Fluchtwegen sowie ortskundige Einsatzkräfte führten schnell zu einem konkreten Suchgebiet. Die winterliche Landschaft am Kornberg tat ihr Übriges dazu. Gegen 10:45 Uhr stießen die Einsatzkräfte auf den seit langem gesuchten Unterschlupf. Der 61-Jährige befand sich in seinem Lager und ließ sich widerstandslos festnehmen.
Viele Beweismittel gesichert
Eine Vielzahl an Beweismitteln stellten die Einsatzkräfte im Laufe der folgenden Tage im Wald sicher. Derzeit gehen die Ermittler der gemeinsamen Arbeitsgruppe davon aus, dass der Festgenommene für etwa 90 Einbrüche in einem rund 50 Quadratkilometer großen Bereich verantwortlich ist. Hierbei fielen ihm Gegenstände im Wert von etwa 3.000 Euro in die Hände. Der verursachte Sachschaden beläuft sich auf gut 10.000 Euro. Die konkrete Zuordnung der sichergestellten Beweismittel zu den verschiedenen Tatorten wird noch einige Zeit andauern. Am Freitagnachmittag führten ein Staatsanwalt und die Wunsiedler Ermittler den Mann der zuständigen Ermittlungsrichterin vor. Der von der Staatsanwaltschaft Hof erwirkte Haftbefehl wurde vollzogen. Der 61-Jährige sitzt seitdem in einer Justizvollzugsanstalt.
Unzählige Einbrüche
Seit Anfang 2014 trieb der Mann sein Unwesen rund um den Kornberg. Immer wieder waren vorwiegend Fischer-/Jagd- und Skihütten, Wochenend- und Gartenhäuser und Kioske das Ziel des Langfingers. Die Objekte befanden sich im Wald oder in unmittelbarer Waldnähe. Teilweise mit brachialer Gewalt öffnete er Gebäude und Behältnisse, um an die Beute zu kommen. Dabei nahm er überwiegend Lebensmittel und Getränke, aber auch lebende Tiere an sich. Als auch Kleidungsstücke, Werkzeuge und Gebrauchsgegenstände verschwanden, kam schnell der Verdacht auf, dass es sich bei dem Einbrecher um einen Einsiedler handeln muss, der die gestohlenen Sachen zum Überleben in der Natur benötigt.
Gemeinsame Arbeitsgruppe „Waldläufer“ installiert
Die räumliche Ausdehnung der Tatorte machte ein konzertiertes Vorgehen der Ermittlungsbehörden von Staatsanwaltschaft und Polizei notwendig. Der Fall beschäfgtigte die Inspektion Wunsiedel sowie die Polizei in Marktredwitz, Rehau und Selb. Eine eigens installierte gemeinsame Arbeitsgruppe der zuständigen Dienststellen unter Federführung der Wunsiedler Polizei nahm sich der beginnenden Einbruchserie an. Eine Erhebung aller in Frage kommenden Einbrüche machte schnell klar, dass es sich hier um ein- und denselben Täter handeln muss. Akribische Spurensuche und –sicherung an den Tatorten erbrachten für die Ermittler einen ersten Erfolg. Aufgrund einer an einem Tatort gesicherten DNA-Spur konnte ein 61-jähriger Tscheche zweifelsfrei als Tatverdächtiger identifiziert werden. Der Mann war in der Vergangenheit bereits in Österreich in ähnlicher Weise aufgefallen. Er hat dort 2010 ebenfalls über 70 Einbrüche begangen, bevor er festgenommen wurde und für einige Monate hinter Gittern wanderte.
Fahndungs- und Suchmaßnahmen zunächst ohne Erfolg
Immer wieder mussten die Ermittler zu Tatorten fahren und zurückliegende Einbrüche aufnehmen. An die 90 Fälle dürften in Oberfranken auf das Konto des Waldläufers gehen. Der Erfolg bei Fahndungen und gezielten Suchmaßnahmen wollte sich zunächst nicht einstellen. Trotz intensivem Einsatz von Hubschrauber, Polizeihunden und Suchtrupps blieb der Mann wie vom Erdboden verschluckt. Der zeitliche Versatz von Tatzeit zu Mitteilungszeit war in den meisten Fällen nicht zu kompensieren. Mitteilungen aus der Bevölkerung brachten auch nicht den entscheidenden Hinweis, so dass die Ermittler auch auf operative Maßnahmen setzen mussten.