Mo, 15.05.2023 , 09:17 Uhr

Landkreis Bamberg

Landkreis Bamberg: Häuser wegen erhöhter Kohlenmonoxidwerte evakuiert und mehrere Leben gerettet!

"Es hätte zum lautlosen Tod kommen können"

UPDATE (Montag, 15. Mai, 15:47 Uhr):

Zu feucht eingelagerte Pellets führten am Sonntagabend (14. Mai) bei drei Wohnanwesen im Landkreis Bamberg zu einem Großeinsatz von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst. Wie die Polizei am Montagnachmittag mitteilte, wurden im Laufe der vergangenen Woche drei Wohnanwesen in Trosdorf, Oberhaid und Viereth-Trunstadt von einer Firma mit Pellets beliefert.

Feuerwehr misst einen zu hohen CO-Wert

Nachdem ein Hausbewohner in Trosdorf aufgrund einer Geruchsbelästigung einen Heizungstechniker rief, stellte dieser am Sonntagabend einen zu hohen CO-Wert (Kohlenstoffmonoxidwert) fest. Die alarmierte Feuerwehr führte vor Ort mehrere Messungen durch und bestätigte einen für Menschen gefährlich hohen CO-Wert.

Bewohner können am Morgen in die Häuser zurück

Umgehend wurden durch Polizei und Feuerwehr die belieferten Gebäude evakuiert, nachdem auch in Oberhaid und Viereth-Trunstadt stark überhöhte Werte gemessen wurden. Die feuchten Pellets wurden durch die jeweiligen Feuerwehren aus den Gebäuden gebracht. So konnten die Bewohner in den frühen Morgenstunden in die Häuser zurückkehren.

Polizei ermittelt wegen fahrlässiger Körperverletzung

Eine 18-Jährige musste aufgrund von Kopfschmerzen und Schwindelgefühlen vorsorglich in ein Krankenhaus. Die Polizei übernahm die Ermittlungen wegen fahrlässiger Körperverletzung.

Aktuell-Beitrag vom 15.05.2023

Landkreis Bamberg: Häuser wegen erhöhter Kohlenmonoxidwerte evakuiert

ERSTMELDUNG (Montag, 15. Mai, 8:54 Uhr):

Am Sonntagabend (14. Mai) alarmierte ein Heizungsbauer in Trosdorf (Landkreis Bamberg) die Feuerwehr, da er zuvor einen deutlich erhöhten Kohlenstoffmonoxid(CO)-Wert in einem Wohnhaus gemessen hatte. Ein Bewohner des Hauses rief den Heizungsbauer, weil er einen seltsamen Geruch wahrgenommen hatte. Der CO-Wert lag zum Zeitpunkt der Messung bei rund 250 ppm, der erlaubte Grenzwert liegt bei 30. Der Heizungsbauer handelte geistesgegenwärtig und räumte alle Wohnhäuser, zudem alarmierte er die Feuerwehr, so die ersten Informationen. 

Zu früh gelieferte Pellets produzieren Gas

Die Feuerwehr stellte fest, dass kürzlich gelieferte Pellets der Ursprung des Gases waren. Diese wurden zu früh ausgeliefert und produzierten deshalb das Gas. Mit einer mobilen Mühle, die eigentlich für Getreide gedacht ist, wurden die Pellets aus dem Behälter gesaugt. Von den fünf Bewohnern, musste eine Person vorsorglich im Krankenhaus behandelt werden.  

Firma beliefert weitere Häuser mit denselben Pellets

Über die Firma, welche die Pellets geliefert hatte, konnte die Feuerwehr weitere Häuser ausfindig machen, die mit den Pellets beliefert wurden. Im Landkreis Bamberg wurden ein Haus in Trunstadt und in Oberhaid beliefert. Die Pellet-Firma schickte darauf einen Mitarbeiter, um Messungen durchzuführen. Der Mitarbeiter stellte in Trunstadt einen Wert von knapp über 30 ppm fest und meldete das an die Feuerwehr.

Pellets drohen sich selbst zu entzünden - es hätte zum "lautlosen Tod" kommen können

Als Maßnahme gab die Firma an, lüften zu wollen und den Rest am nächsten Tag zu erledigen. Die Feuerwehr führte dennoch wenig später selbst Messungen durch. Hier lag der Wert bereits bei 70 ppm. Außerdem drohten die Pellets durch den Gärprozess sich selbst zu entzünden. Messungen mit der Wärmebildkamera brachten bereits Temperaturen von über 60 Grad in den Pellets. Daraufhin sorgte die Feuerwehr auch hier die Pellets aus. In dem Haus befanden sich sechs Personen. Den Einsatzkräften zufolge hätten sie wohl den nächsten Morgen nicht erlebt. Wie ein Sprecher der Feuerwehr Landkreis Bamberg mitteilt, entsteht nämlich geruchloses Gas. Durch das Kohlenstoffmonoxid treten unterschiedliche Vergiftungsstufen auf. Beginnt mit Schwindel, Erbrechen und Kopfschmerzen. Die Symptome steigern sich und führen bis zum lautlosen Tod.

Feuerwehr appelliert an Hausbewohner, sich mit CO-Warnmeldern auszustatten

An dem Wohnhaus in Oberhaid ergaben die Messungen einen Wert von 150 ppm, auch hier waren sechs Personen im Haus, die evakuiert wurden. Da die Pellets hier ebenerdig gelagert wurden, wurden sie mit Schaufeln auf Schubkarren geladen und auf einen Radlader gebracht. Die Feuerwehr appelliert nach dem Einsatz eindringlich an Hausbewohner, sich mit CO-Warnmeldern auszustatten, um dieser geruchlosen, potentiell lebensgefährlichen Gefahr nicht zum Opfer zu fallen. Die Polizei Bamberg-Land ermittelt in dieser Sache.

So gefährlich können zu früh gelagerte Pellets beim Kunden werden - Statement von Feuerwehr

Wichtige Hinweise zu Kohlenmonoxid

Kohlenstoffmonoxid, auch Kohlenmonoxid oder CO, ist ein anorganisches farbloses, geschmackloses und geruchsloses Gas. Es kann durch die menschlichen Sinnesorgane - also durch Riechen, Hören, Sehen und Schmecken – nicht wahrgenommen werden. Zudem weist CO eine hochtoxische Wirkung auf den menschlichen Körper, im Speziellem dem Blut, den Nerven und den Zellen, auf. CO bindet sich 300-mal besser als Sauerstoff an das sauerstoff-transportierende Hämoglobin, was zu einer Blockierung des Sauerstofftransports und damit zu einer Sauerstoffunterversorgung führt. Erste Symptome auf den menschlichen Körper stellen Übelkeit, Erbrechen, Sehstörungen, Konzentrationsschwächen, Schwindel und Kopfschmerzen dar. Eine hohe Gefahr ist hierbei darin zu sehen, dass diese Symptome unter Umständen von den Betroffenen verharmlost werden, da die Symptomatik nicht unmittelbar mit einer hohen CO-Konzentration in Verbindung gebracht werden muss. Im weiteren Verlauf einer CO-Intoxikation, also der Zunahme der Kohlenmonoxid-Konzentration im Blut, kommt es zur Verwirrtheit, Bewusstlosigkeit, Atem- und Herzrhythmusstörungen und damit einhergehend zum Tod.

Kohlenmonoxid entsteht bei der unvollständigen Verbrennung durch zu wenige Sauerstoff von kohlenstoffhaltigen Verbindungen, wie beispielsweise Holz. Es kann jedoch auch durch chemische Prozesse, wie bei der Herstellung von Holzpellets, entstehen. Holzpellets werden unter hohem mechanischem Druck und hoher Temperatur in Pressen zu Pellets komprimiert. Hierbei wird ein sogenannter Autoxidationsprozess gestartet. Dieser Prozess setzt Kohlenmonoxid aus den frisch gepressten Holzpellets frei. In der Regel werden die Pellets beim Hersteller und im Handel so lange gelagert, dass diese entsprechend Ausgasen können und beim Endkunden keine Gefahr darstellen. Es kann jedoch auch Einzelfälle geben, bei der noch relativ frische Pellets beim Endkunden ankommen und dann dort CO freisetzen können.

Weiterhin sei noch erwähnt, dass Kohlenmonoxid die Eigenschaft besitzt, sich in geschlossenen Räumen schnell auszubreiten. CO weist eine hohe Diffusionsfähigkeit auf, das heißt, dass auch eine Ausbreitung durch Wände und Decken und über mehrere Ebenen möglich ist.

 

Was kann man tun, um solch einer Gefahr vorzubeugen/ sich dagegen zu schützen?

 

Was kann man tun, um solch einer Gefahr vorzubeugen/ sich dagegen zu schützen?

Um der Gefahr vorzubeugen wäre es empfehlenswert, wenn CO-Melder in folgenden Räumlichkeiten vorhanden wären (da gesetzlich nicht vorgeschrieben):

• Wohnräume, in denen ein Kaminofen / Kamin betrieben wird

• Heizungsräume, in denen die Gastherme der Zentralheizung steht

• Küchen, in denen mit einem Gasherd oder Holzofen gekocht wird

• Lagerräume von Holzpellets

 

Weiterhin kann man sich schützen durch:

• regelmäßige Wartung von Heizungen, Gasthermen etc.

• regelmäßige Kontrolle des Schornsteins durch den Schornsteinfeger

• Keinen Holzkohlegrill oder Heizstrahler in der Wohnung oder Garage nutzen

• Umluft- statt Ablufthauben in der Küche

• Kohlenstoffmonoxid-Melder installieren

 

Einsatz Evakuierung Feuerwehr Kohlenstoffmonoxid Landkreis Bamberg Pellets
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