Do, 05.05.2022 , 13:05 Uhr

Landkreis Wunsiedel

Verkehrsgemeinschaft Fichtelgebirge: Busse bleiben am Freitagmorgen im Depot!

Regionaler Busverkehr inklusive Schülerbeförderung fällt aus

UPDATE (Donnerstag, 05. Mai / 17:31 Uhr):

Am späten Donnerstagnachmittag äußerte sich der Landesverband der Bayerischen Omnibusunternehmen (LBO) zur am Freitag stattfindenden Protestaktion der Verkehrsgemeinschaft Fichtelgebirge. Von der sogenannten "Betriebsunterbrechung" werden am Freitagmorgen 19 Linien mit 50 Bussen im Landkreis Wunsiedel und die "einbrechenden" Linientouren, unter anderem aus Richtung Friedenfels und Kemnath betroffen sein. Ein Berufs- und Schulbusverkehr wird es somit in den Frühstunden nicht geben. Es ab 09:00 Uhr werden die Haltestellen wieder angefahren.

Familiengeführte Verkehrsbetriebe in der Krise

Laut LBO stehen die familiengeführten Verkehrsbetriebe aufgrund der Dieselpreisexplosion und den Fahrgeldausfällen aufgrund der Corona-Pandemie mit dem Rücken zur Wand. Die Unternehmen kritisieren scharf die Politik, die "nur das 9-Euro-Ticket diskutieren".

Stimmen aus Oberfranken

 

Unsere finanzielle Lage und damit die Sicherstellung der Mobilität im ÖPNV scheinen keine Rolle zu spielen.

(Stephanie Schütz, LBO-Bezirksvorsitzende von Oberfranken und Busunternehmerin aus Kulmbach)

 

Wir sehen uns gezwungen, zu zeigen, dass ohne Busse nichts läuft. Wenn wir nicht mehr fahren können, kommen die Schüler morgens nicht in die Schule und Berufstätige nicht zu ihrem Arbeitsplatz

(Peter Heser, Busunternehmer aus Warmensteinach)

 

Familienunternehmen stehen laut LBO vor dem Aus

LBO-Geschäftsführer Stephan Rabl bestätigte am Donnerstagnachmittag die Abwärtsspirale und mahnte, dass viele über Generationen geführte Familienunternehmen kurz vor dem Aus stehen. "Sie brauchen jetzt einen schnellen finanziellen Ausgleich", so Rabl in einem Appell an die Politik. 

 

Die bayerischen Busunternehmen brauchen endlich nachhaltige Hilfen, um die pandemiebedingten Fahrgeldausfälle auszugleichen. Der Rettungsschirm wurde uns schon im letzten Jahr versprochen, ist aber bis heute nicht verabschiedet. Dies führte zu einer deutlichen Finanzlücke. Die zusätzlichen enormen Kostensteigerungen bei Diesel und AdBlue können von den Verkehrsunternehmen nicht mehr ausgeglichen werden.

(Stephan Rabl, Geschäftsführer des Landesverbandes bayerischer Omnibusunternehmen e.V.)

 

Forderungen an die Politik

Der Verband fordert deshalb substantielle Finanzhilfen für die Verkehrsbetriebe sowie eine Steuerreduzierung auf gewerbliche Dieselprodukte. Als Beispiel hierfür gibt man die Landwirtschaft an, wo dies bereits umgesetzt wurde. wie es sie für die Landwirtschaft gibt. Mahnende Worte gab es abschließend von Busunternehmer Roland Biersack aus Marktredwitz.

 

Wenn die Politik nicht einlenkt, müssen wir unsere Busse bald ganz stehen lassen!

(Roland Biersack, Biersack Reisen eK aus Marktredwitz / Mitgliedsunternehmen der VGF)

Busunternehmer gehen auf die Barrikaden

UPDATE (Donnerstag, 05. Mai / 16:36 Uhr):

Wie das Landratsamt am Donnerstagnachmittag mitteilte, versuchte man seitens der Behörde am heutigen Tag noch einmal, die Verkehrsgemeinschaft Fichtelgebirge von der Durchführung ihrer für Freitag geplanten Protestaktion abzubringen.

 

Wir wollten für unsere Familien im Landkreis erreichen, dass die VGF von der Aktion absieht. Dies ist uns leider nicht gelungen, was mir für alle betroffenen Eltern und Kinder sehr leid tut“.

(Peter Berek, Landrat des Landkreises Wunsiedel)

 

Der Landkreis als Auftraggeber für die Schülerbeförderung hatte die Verkehrsgemeinschaft in einem Schreiben explizit aufgefordert, ihren vertraglichen Verpflichtungen nachzukommen. Dies lehnten die Verantwortlichen in einem Antwortschreiben am heutigen Nachmittag aber ab, so das Landratsamt in einer Stellungnahme. Beteiligte Mitgliedsunternehmen wollten sich gegenüber TVO nicht äußern. Eine Anfrage an die RBO Regionalbus Ostbayern GmbH ist noch ausstehend.

 

Ich halte es für nicht sehr durchdacht, um Diesel zu sparen, eine Aktion ins Leben zu rufen, die mit unseren Familien diejenigen trifft, die die Situation nicht zu verantworten haben, noch ändern können. ... Die Busunternehmen mögen sich nun Diesel sparen. Die Eltern verbrauchen diese Menge nun in vielfachem Maße, um ihre Kinder selbst zur Schule zu bringen.

(Peter Berek, Landrat des Landkreises Wunsiedel)

ERSTMELDUNG (Donnerstag, 05. Mai / 13:05 Uhr):

Wie das Landratsamt Wunsiedel mitteilte, lassen die in der Verkehrsgemeinschaft Fichtelgebirge organisierten Unternehmen RBO sowie Bachstein und Biersack einschließlich aller Subunternehmen im VGF-Gebiet am Freitagmorgen (06. Mai) die Busse in ihrem Depot. Mit diesem Schritt will die Verkehrsgemeinschaft auf die deutlich gestiegenen Spritkosten aufmerksam machen. Laut der Behörde wurde der Schritt von den Busunternehmen "unvermittelt und völlig überraschend angekündigt".

Schülerverkehr unter anderem von der Protestaktion betroffen

Vom Betriebsbeginn bis 09:00 Uhr wird es somit keinen Busverkehr im Gebiet der Verkehrsgemeinschaft Fichtelgebirge geben. Damit fällt neben dem morgendlichen Berufsverkehr auch die wichtige Schülerbeförderung aus. Nicht betroffen von der Protestaktion ist der vom Landkreis eigens organisierte "freigestellte Schülerverkehr". Dies sind Schulbusse, für die keine Fahrkarten notwendig sind. Die Busse fahren die Schulen direkt an.

 

Der Landkreis Wunsiedel bedauert dieses mit ihm in keiner Weise abgestimmte Verhalten sehr und kann die Art und Weise der Aktion nicht nachvollziehen. Denn damit leiden doch erneut die Kinder und Familien im besonderen Maße unter der Aktion.

(Landratsamt Wunsiedel)

 

Erst ab 09:00 Uhr wird laut VGF der Busverkehr wieder eingesetzt. Die Rückbeförderung mit den Schulbussen soll am Freitagnachmittag dann wieder regulär stattfinden. Das Landratsamt prüft laut eigener Mitteilung aktuell, wie man gegebenenfalls juristisch auf die Aktion der Verkehrsgemeinschaft Fichtelgebirge reagiert.

 

Fest steht, dass die bisherige Partnerschaft und Geschäftsbeziehung des Landkreises mit der VGF in erhebliche Mitleidenschaft gezogen wird.

(Landratsamt Wunsiedel)

 

Protest gegen steigende Diesel-Kosten

Die Verkehrsgemeinschaft will mit der Protestaktion laut "Frankenpost" zufolge auf die Kostenexplosion an der Tankstelle hinweisen. Die Busunternehmen fühlen sich von der Politik hinsichtlich immer steigender Diesel-Preise allein gelassen. Viele Verkehrsbetriebe sehen sich sogar in ihrer Existenz bedroht. Die VGF bittet die Fahrgäste um Verständnis für die Protestaktion.

Busverkehr Landkreis Wunsiedel ÖPNV Protest Streik Verkehrsgemeinschaft Fichtelgebirge
Zur Übersicht

Das könnte Dich auch interessieren

01.03.2024 Verkehrsverbund Großraum Nürnberg vergrößert: Verkehrsminister Bernreiter übergibt Förderbescheid Zu Beginn des neuen Jahres traten die Landkreise Coburg, Hof, Kulmbach, Kronach, Wunsiedel, Tirschenreuth (Oberpfalz) und die kreisfreien Städte Coburg und Hof dem Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) bei. Für diese Kommunen übergab der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter am Freitag in Neuenmarkt (Landkreis Kulmbach) einen Förderbescheid über 28,2 Millionen Euro. 07.06.2023 Bayern: Streiks im bayerischen Handel direkt vor dem Feiertag! Die Gewerkschaft ver.di hat am Mittwochmorgen die Beschäftigten des bayerischen Einzelhandels, Großhandels sowie des genossenschaftlichen Großhandel erneut zu einem Streik aufgerufen und damit unmittelbar vor dem morgigen Feiertag (Fronleichnam). Auch Oberfranken ist betroffen. 08.05.2024 Eishockey / DEL2: Selber Wölfe kündigen Veränderungen an - "Müssen kleinere Brötchen backen" Das Presseteam der Selber Wölfe ging am Dienstag mit gleich mehreren wichtigen Nachrichten an die Öffentlichkeit. So kündigt das Eishockeyteam nicht nur wichtige Veränderungen im Bereich der Gesellschafter, sondern auch hinsichtlich seiner wirtschaftlichen Ausrichtung an. 02.05.2024 Höchstädt im Fichtelgebirge: Feuerstellen setzen Wiese in Brand! Ein Wiesenbrand beschäftigte am Feiertag die Feuerwehr von Höchstädt im Fichtelgebirge (Landkreis Wunsiedel). Vorausgegangen waren zwei Lagerfeuer, die am späten Nachmittag wieder aufflammten. Die Polizei sucht Zeugen zu dem Vorfall.