Vor knapp vier Monaten sorgte der Fall bundesweit für Schlagzeilen: Die Polizei holte in Freienfels, einem Stadtteil von Hollfeld im Landkreis Bayreuth, einen Mann aus dem Haus seiner Eltern. Der Verdacht: der damals 43-jährige soll gut drei Jahrzehnte ohne Kontakt zur Außenwelt dort verbracht haben.
Ermittlungen ziehen sich hin
Ein Kletterer hatte die Geschichte bei einem Besuch in Freienfels mitbekommen und verständigte die Polizei. Bereits im September wurde der Sohn dann aus dem Elternhaus geholt, nach einem Zeitungsbericht Anfang Oktober berichteten Medien aus ganz Deutschland über den Fall, vom „Phantom von Freienfels“ war die Rede. Gegen die Eltern – beide gehen auf die 80 zu – laufen seitdem Ermittlungen wegen Freiheitsberaubung und Körperverletzung. Letzteres, weil der Mann in einem verwahrlosten Zustand von der Polizei angetroffen worden war. Ebenfalls Gegenstand der Ermittlungen ist die Frage, ob die Eltern ihren Sohn tatsächlich einsperrten. „Die Klärung kann noch Monate dauern. Die Sache gestaltet sich aufwändiger als gedacht“, so eine Sprecherin der zuständigen Staatsanwaltschaft Bayreuth auf Nachfrage von TVO.
Mied der Mann die Öffentlichkeit?
Möglich ist auch, dass die Eltern den Sohn schlichtweg nicht dazu ermutigten, dass Haus zu verlassen. Denn raus durfte er anscheinend; Nachbarn hatten den Mann über die Jahre auch immer wieder im Ort gesehen. Eine Frau sagte damals gegenüber zu TVO: „Der stand mal in meiner Küche, da habe ich die Eltern angerufen und dann haben sie ihn geholt.“ Auch anderen Nachbarn sei er immer wieder mal begegnet. Der Mann könnte die Öffentlichkeit letztlich bewusst gemieden haben. Aus Angst vor Zurückweisung und Hänseln. Denn so soll es ihm als Kind in der Schule ergangen sein, bis die Eltern ihn zuhause behielten. Der Mann leidet dem Vernehmen nach unter einer geistigen Beeinträchtigung. Er befindet sich seit dem Polizeieinsatz im Bezirkskrankenhaus Bayreuth.