„Eine tickende Zeitbombe aus dem Verkehr gezogen“, so beschreibt die Verkehrspolizei Coburg die Kontrolle eines Lkw an der A73 bei Lichtenfels, der am vergangenen Dienstag (07. Juni) von Blumenrod nach Spanien zurückfuhr. Neben technischen Mängeln stellten die Beamten ein manipuliertes Kontrollgerät fest. Zudem war der Fahrer wegen eines nicht angetretenen Fahrverbotes in Deutschland zur Fahndung ausgeschrieben. Dieser fuhr in der Vergangenheit erheblich zu schnell.
Derselbe Lkw wird in Frankreich manipuliert erwischt – Fahrer lässt Lkw erneut manipulieren
Nach einer zweitätigen Untersuchung des Lkw wurde eine Software-Manipulation des digitalen Kontrollgerätes festgestellt. Das Kontrollgerät zeichnet die Ruhe- und Lenkzeiten sowie die gefahrene Geschwindigkeit des Fahrers auf. Sobald ein gewisser Wert überschritten wird, versieht das Gerät die Aufzeichnungen mit Warnhinweisen. Wie die Polizei weiter berichtet, wurde das Gerät aufgrund eines vorangegangenen Ereignisses manipuliert. Vor drei Wochen wurde ein weiterer Fahrer derselben spanischen Firma in Frankreich mit einem Magneten am Tachographensystem dieses Zuges von der Polizei erwischt. Das Magnet trägt auch dazu bei, dass Signale des Tachographensystems gestört und gänzlich unterdrückt werden, sodass Betrügereien nicht auffallen. Die dortigen Beamten ließen das System wieder reparieren, bevor der Lkw-Fahrer seine Fahrt weiter fortsetzen durfte. Dieser konnte es offenbar wieder nicht lassen und ließ den Zug in Spanien wieder manipulieren. Dieses Mal mit einer Software anstatt eines Magneten. Zum Unglück des jetzigen Fahrers, der von der Coburger Polizei angehalten wurde.
Lkw-Fahrer mit bis zu 130km/h unterwegs
Die Auswertungen ergaben, dass der Lkw mit erheblich überhöhten Geschwindigkeiten gefahren wurde. So verzeichnete der Tachograph Geschwindigkeiten von bis zu 130 km/h. Erlaubt sind maximal 80 km/h in Deutschland, in anderen europäischen Ländern maximal 90 km/h. Die Auswertung der tatsächlichen Lenk- und Ruhezeiten war zu keinem Zeitpunkt möglich, da die Schadsoftware das komplette Betriebssystem des Kontrollgerätes außer Funktion setzte und die internen Zeit- und Tätigkeitsaufzeichnungen durcheinanderwirbelte.
Erhebliche Mängel an Bremsen und Lenkung festgestellt
Zudem wiesen die Bremsen und Lenkung erhebliche Mängel auf. Die sogenannte Lenkschubstange war locker und drohte, jeden Moment abzufallen. Dieser Mangel in Zusammenhang mit den oben beschriebenen Manipulationen hätte im Falle eines Unfalls zu unvorhersehbaren Sach- und Personenschäden führen können, heißt es weiter. Aus diesem Grund wurde der Lkw stillgelegt und darf von der Firma mit einem Tieflader in eine andere Werkstatt verbracht werden. Bis zur Ableistung seines Fahrverbotes darf der Fahrer auch nicht mehr in Deutschland fahren. Ihn und die Firma erwarten mehrere Strafverfahren.