Fr., 17.10.2025 , 13:36 Uhr

Oberfranken

Schock in der Stadt Hof: Nach 200 Jahren schließt die Traditionsbrauerei Scherdel

Standort rechnet sich laut Kulmbacher Gruppe nicht mehr

Schock für die Stadt Hof. Die Hofer Traditionsbrauerei Scherdel wird 2026 schließen. Das hat die Kulmbacher Gruppe, zu der die Brauerei gehört, beschlossen. Grund sei der seit Jahren sinkende Bierkonsum, das veränderte Konsumverhalten und stark gestiegene Kosten, heißt es in der Pressemitteilung der Kulmbacher Gruppe.

Wirtschaftlicher Betrieb nicht mehr möglich

Die Brauerei stünde bereits seit längerem unter Druck. Ein wirtschaftlicher Brauereibetrieb in Hof sei nicht mehr möglich. Stattdessen seien am Standort Investitionen in Millionenhöhe notwendig. Deshalb reagiere die Kulmbacher Gruppe und beabsichtige, den Standort Ende 2026 zu schließen. Für die 35 Mitarbeiter solle die Umsetzung in Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat sozialverträglich gestaltet werden. Die Scherdel Biere wolle die Unternehmensgruppe mit einem Kernsortiment erhalten.

Absatz in den vergangenen 20 Jahren halbiert

Im Jahr 2003 hatte die Kulmbacher Brauerei AG den Geschäftsbetrieb der insolventen Privatbrauerei Scherdel Hof OHG übernommen.

Gemeinsam mit den Hofer Mitarbeitern haben wir jahrelang intensiv um den Erhalt des Brauereibetriebs in Hof gekämpft. In den vergangenen Jahren hat sich die Situation am Standort jedoch zugespitzt. Die Scherdel Brauerei musste starke Absatzeinbußen hinnehmen. Das Absatzvolumen der Scherdel Biere hat sich in den letzten zwanzig Jahren halbiert. In Folge ist die Produktion in Hof nicht mehr ausgelastet. Gestiegene Preise für Rohstoffe, Energie und Personal sowie anstehende Investitionen zwingen die Brauereigruppe zum Handeln. Wir haben verschiedene Optionen für den Standort geprüft. Allerdings ist ein wirtschaftlicher Betrieb in Hof nicht mehr möglich. Auch wenn es sehr schwerfällt, müssen wir diesen schmerzhaften Schritt gehen und planen, den Standort Hof zu schließen.

Dr. Jörg Lehmann, Vorstandssprecher Kulmbacher Gruppe

Trotz Investitionen keine Trendwende 

Trotz der angespannten Lage habe die Kulmbacher Gruppe in den vergangenen Jahren in die Scherdel Brauerei investiert, beispielsweise in eine neue Flaschenwaschmaschine, einen Inspektor und eine Kälteanlage. Zur besseren Auslastung der Kapazitäten habe sich die Brauerei um zusätzliche Produktionsmengen bemüht, die jedoch aufgrund des Biermarktes ebenfalls rückläufig seien und keine nachhaltigen Perspektiven bieten würden. Die Anstrengungen um die Belieferung weiterer Gastronomiebetriebe im Raum Hof und die Einführung neuer Produkte wie dem Scherdel Zoigl oder dem Scherdel Hell hätten ebenso keine Trendwende gebracht.

Schließung soll mit sozialem Augenmaß stattfinden

Bis Ende 2026 will die Kulmbacher Gruppe den Betrieb bei der Scherdel Brauerei in Hof aufrechterhalten. "Wir sind unseren Mitarbeitern in Hof für ihren Einsatz in den vergangenen Jahren sehr dankbar und zählen auch in den nächsten Monaten auf sie", sagt Lehmann. Den 35 Mitarbeitenden der Scherdel Brauerei wolle die Kulmbacher Gruppe vakante oder kurz- bis mittelfristig frei werdende Stellen an anderen Standorten anbieten beziehungsweise sie bei der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz unterstützen. Die beiden angehenden Brauer und Mälzer könnten ihre Ausbildung an einem anderen Standort der Unternehmensgruppe beenden.

Biersorten von Scherdel bleiben erhalten 

Auch nach der Schließung des Brauereibetriebs in Hof werde die Kulmbacher Brauerei AG eine Auswahl an Scherdel Bieren in ihrem Sortiment behalten. "Die Scherdel Biere haben eine fast 200-jährige Tradition, die wir unbedingt weiterführen möchten. Deshalb bieten wir auch künftig die beliebtesten Scherdel Biere an, die nach der Original-Rezeptur an unserem Standort in Neuensalz gebraut werden", informiert Lehmann.

Partnerschaft in Hof und Umgebung bleiben erhalten 

Die langjährigen Partnerschaften mit Gastronomie und Handel wolle die Brauereigruppe ebenfalls fortsetzen. Das gelte genauso für die Ausstattung von traditionsreichen Festen und dem Engagement in Hofer Vereinen.

Scherdel ist in der Region verwurzelt und ein Bestandteil der Hofer Identität. Dieser Verantwortung sind wir uns bewusst. Deshalb wollen wir uns auch in Zukunft in der Region engagieren und ein verlässlicher Partner für unsere Kunden und die Menschen in Hof bleiben.

Dr. Jörg Lehmann, Vorstandssprecher Kulmbacher Gruppe

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