Der Bamberger Erzbischof Hedwig Gössl fand in seiner Predigt am Sonntag (13. Juli) deutliche Worte zur Richternominierung von Frauke Brosius-Gersdorf. Beim Heinrichsfest in Bamberg übte er scharfe Kritik an der SPD-Kandidatin. Diese wiederum weist die SPD Bamberg entschieden zurück und stellt sich hinter Brosius-Gersdorf. Die Wahlen von Frauke Brosius-Gersdorf und zweier weiterer neuer Verfassungsrichter waren am Freitag (11.Juli) kurzfristig gescheitert, weil der Druck gegen die Rechtsprofessorin in der Union zu groß geworden war.
Grund für Vorwürfe an Frauke Brosius-Gersdorf
Vor allem die Ansichten von Frauke Brosius-Gersdorf zum Thema Abtreibung sorgen seit Tagen für Diskussionen. Die Juristin war Mitglied einer Regierungskommission, die eine mögliche Reform des Abtreibungsrechts prüfen sollte und kam zu dem Schluss, dass eine weitgehende Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs nicht gegen das Grundgesetz verstoßen würde.
Erzbischof Gössl findet deutliche Worte
Bambergs Erzbischof Hedwig Gössl lehnt dies vehement ab. Er sprach in seiner Predigt von einem „innenpolitischen Skandal“ und fügte hinzu:
„Ich möchte mir nicht vorstellen, in welchen Abgrund der Intoleranz und Menschenverachtung wir gleiten, wenn die Verantwortung vor Gott immer mehr aus dem Bewusstsein der Menschen verschwindet.“ Dann hätten die Schwächeren keine Stimme mehr: „Nicht die Ungeborenen und nicht die pflegebedürftigen Alten; nicht die psychisch Kranken und auch nicht die sozial Schwachen; nicht die Menschen, die sich aufgrund von Krieg und Verfolgung auf die Flucht begeben und auch nicht die Natur, die gewissenlos ausgebeutet und zerstört wird.“ Die gelebte Verantwortungslosigkeit gegenüber Gott führe direkt zur Verantwortungslosigkeit gegenüber dem Mitmenschen und gegenüber der Schöpfung, sagte Erzbischof Gössl.
Bamberg SPD äußert sich zu Vorwürfen
Die SPD Bamberg reagierte noch am selben Tag auf die Worte von Erzbischof Gössl und wies diese in einer Pressemitteilung zurück.
„Frauke Brosius-Gersdorf ist eine hoch angesehene Staatsrechts-Professorin und die unangemessenen Äußerungen von Herrn Erzbischof Herwig Gössl befeuern die ohnehin schon unwürdige und diffamierende Debatte weiter“, so die Vorsitzenden der Bamberger SPD Olaf Seifert und Eva Jutzler.
Das Bundesverfassungsgericht als höchstes deutsches Gericht ist von größter Bedeutung für unsere Demokratie und genießt in der Bevölkerung großes Vertrauen. Die Äußerungen von Herrn Gössl setzen dieses Vertrauen völlig ohne Not aufs Spiel, hieß es in der Mitteilung am Sonntag.
„Die Aufgabe der katholischen Kirche muss es sein zusammenzuführen, statt zu spalten und die ohnehin schon große Politik- und Institutionenverdrossenheit in einigen Teilen der Bevölkerung weiter zu befeuern“, so Seifert und Jutzler abschließend.