Einer aufmerksamen Streifenbesatzung der Kulmbacher Polizei dürfte es zu verdanken sein, dass ein folgenreicher Verkehrsunfall „nur“ mit Strafanzeigen und nicht lebensbedrohlich für die Beteiligten endete.
Unfall auf der Staatsstraße zwischen Kasendorf und Azendorf
Die Beamten stellten in der Nacht zum Sonntag (14. März) gegen 23:00 Uhr entlang der Staatsstraße zwischen Kasendorf und Azendorf während ihrer Streifenfahrt einen verunglückten Land Rover im Straßengraben fest. Das Fahrzeug mit polnischer Zulassung lag auf dem Dach, der vermeintliche Fahrer, ein 22-jähriger mit Wohnsitz im Landkreis Bamberg, lag regungslos daneben. Ein sofort hinzugerufener Rettungsdienst brachte den Mann mit schweren aber nicht lebensbedrohlichen Verletzungen in ein Krankenhaus. Dort wurde eine Alkoholisierung von 1,2 Promille festgestellt.
Junge Frau schreit am Ortsrand um Hilfe
Besondere Dynamik erhielt der ursprünglich als typischer Alkoholunfall angenommene Sachverhalt durch Hilfeschreie einer jungen Frau, die barfuß und leicht bekleidet am Ortsrand von Kasendorf umher lief. Wie sich herausstellen sollte, war auch sie schwer verletzt und ursprünglich Insassin des Land Rovers. Da beide Personen aufgrund der Sprachbarriere und ihrer Verletzungen keine verlässlichen Angaben darüber machen konnten, ob in dem Unfallauto vielleicht noch mehr Insassen waren, entschlossen sich die Beamten über die Bamberger Verkehrspolizei Ermittlungen beim Fahrzeughalter anzustellen.
Fahrzeughalter wurde kurz zuvor auf A70 bei Scheßlitz zurück gelassen
Als die Kulmbacher Ordnungshüter mit der Bamberger Dienststelle Kontakt aufnahmen, staunten sie jedoch nicht schlecht. Der Halter war den Kollegen nämlich bereits wohlbekannt: Autobahnpolizisten hatten ihn gegen 23:00 Uhr bei Scheßlitz auf dem Standstreifen der A70 aufgegriffen, weil er dort als Fußgänger unterwegs war. Der Grund lag darin, dass der Unfallfahrer mit ihm und seiner Beifahrerin unterwegs war und ihn bei einer Pause einfach zurück ließ, um mit seinem Wagen „durchzubrennen“.
Unfallfahrer saß ohne Führerschein am Steuer
Grundsätzlich wäre die Idee, dem 22-jährigen das Steuer des Land Rover zu überlassen auch richtig gewesen, da der eigentliche Besitzer mit über zwei Promille die höchste Alkoholisierung aller Beteiligten aufwies. Wie sich im Zuge der weiteren Ermittlungen jedoch herausstellte, hatte der Verunfallte aber gar keinen Führerschein. Die Folgen fallen daher erheblich aus: Nicht nur, dass das schrottreife Unfallauto im Wert von 25.000 Euro auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Bayreuth sichergestellt wurde und der Fahrer eine Blutentnahme erdulden musste, ihn erwartet jetzt auch ein Strafverfahren wegen Trunkenheit im Verkehr, Fahren ohne Fahrerlaubnis und der eigenmächtigen „Spritztour“ entgegen des Willens des Halters. Dieser muss sich, weil er die Fahrt ohne Führerschein zugelassen hatte, ebenfalls strafrechtlich verantworten.