Wie viele Ladendiebstähle gab es in Oberfranken in den vergangenen fünf Jahren und wie stark sind die Fallzahlen angestiegen? Diese und weitere Fragen hat das Polizeipräsidium Oberfranken exklusiv auf Anfrage von TV Oberfranken beantwortet.
Im Folgenden werden die Antworten von Andreas Limmer aus der Pressestelle des Polizeipräsidiums Oberfranken im originalen Wortlaut wiedergegeben.
Deutlicher Anstieg von über 50 Prozent
Für Oberfranken verzeichnen wir beim Ladendiebstahl im Fünf-Jahres-Vergleich einen deutlichen Anstieg: von 2.060 Fällen im Jahr 2020 auf 3.125 Fälle im Jahr 2024 – das entspricht +1.065 Fällen bzw. +51,7 Prozent. Der deutliche Sprung 2022 markiert die Rückkehr zu höherer Kundenfrequenz nach der Pandemie. Seither bewegen sich die Werte auf hohem Niveau.
Fallzahlen mit pandemiebedingten Dellen
Dieses Muster findet sich breit in PKS-Betrachtungen: Viele Deliktbereiche mit Tatfeld in der Öffentlichkeit zeigen pandemiebedingte Dellen mit anschließendem Rücksprung auf Vorpandemie-Niveau. Hier die Fallzahlen aus der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) des Polizeipräsidiums Oberfranken der letzten fünf Jahren:
Tatort Supermarkt
Wir haben die PKS-Tatörtlichkeit Verbrauchermarkt ausgewertet. Das ist die Kategorie, unter der Super- und SB-Warenhäuser wie Edeka, Rewe, Kaufland, Lidl, Aldi, Penny oder Norma in der Regel erfasst werden. Nicht enthalten sind andere Tatörtlichkeiten, zum Beispiel Drogeriemärkte oder Tankstellen.
Deutliche Zunahme der Diebstähle in Verbrauchermärkten
2024 wurden in Verbrauchermärkten 1.429 Fälle registriert; in den vergangenen fünf Jahren lag der Anteil dieser Kategorie konstant bei rund 46 bis 49 Prozent des Gesamtgeschehens (2024: 45,7 Prozent). Gegenüber 2020 ist das ein Plus von 459 Fällen (47,3 Prozent).
Fallzahlen aus der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) des Polizeipräsidiums Oberfranken der letzten fünf Jahre:
Aufklärungsquote in Oberfranken konstant bei rund 90 Prozent
Beim Ladendiebstahl liegt die polizeiliche Aufklärungsquote in Oberfranken seit Jahren bei rund 89 bis 91 Prozent (2024: 89,7 Prozent). Das erklärt sich daraus, dass viele Taten anlassbezogen angezeigt und Täter häufig vor Ort festgestellt werden durch beispielsweise Personal oder Ladendetektive. Diese Quote bildet das Hellfeld ab, also polizeilich bekannt gewordene Fälle.
Dunkelziffer ist hoch
Das Dunkelfeld (nicht entdeckte oder nicht angezeigte Taten) ist erfahrungsgemäß beim Ladendiebstahl eher als hoch einzuschätzen. Es wird von der PKS aber nicht abgebildet. Wichtig ist außerdem noch: Polizeiliche Aufklärung ist nicht gleich Verurteilung. Ob ein Verfahren eingestellt wird oder es zu einer Verurteilung kommt, entscheiden Staatsanwaltschaft und Gerichte. Das ist von der polizeilichen Aufklärung zu trennen.
Aufklärungsquote bei Ladendiebstahl gesamt:
Aufklärungsquote bei Ladendiebstahl mit Tatörtlichkeit Verbrauchermarkt:
Mehrere Faktoren verantwortlich für Ladendiebstahl
Hinter jedem Fall steht ein Mensch mit eigener Geschichte. Motive werden bei der Polizei nicht standardisiert erfasst. Viele Tatverdächtige machen von ihrem Recht Gebrauch, sich nicht zu äußern – damit bleibt das Motiv oft unbekannt. Nach polizeilicher Erfahrung wirken jedoch häufig mehrere Faktoren zusammen: Gelegenheit und geringe soziale Kontrolle, wirtschaftlicher Druck, impulsives Verhalten (vor allem bei Jugendlichen), Beschaffungskriminalität infolge von Suchterkrankungen sowie in Einzelfällen auch organisierte Tätergruppen.
Wiederholungstaten häufig, aber nicht statistisch erfasst
Eine standardisierte Mehrfachtäter-Quote weist die Polizeiliche Kriminalstatistik für Ladendiebstahl nicht aus. In der Praxis beobachten wir jedoch, dass einzelne Tatverdächtige wiederholt auffallen – etwa durch mehrere Anzeigen oder bestehende Hausverbote. Dieses Phänomen ist polizeilich häufig, wird statistisch aber nicht gesondert ausgewiesen.