Do, 14.09.2023 , 16:30 Uhr

Stadt Bayreuth

Ein Jahr nach den Gewalt-Exzessen beim Drittligaspiel in Bayreuth: „Ermittlungskommission Stadion“ veröffentlicht Ergebnisse ihrer Arbeit

Über 500 GB an Daten, 108 Ermittlungsverfahren und 43 Tatverdächtige

Fast ein Jahr ist es her, dass es bei dem Drittligaspiel zwischen der Spielvereinigung Bayreuth und Dynamo Dresden im Hans-Walter-Wild-Stadion in Bayreuth zu gewalttätigen Ausschreitungen gekommen ist, wir berichteten. Es entstand ein hoher Sachschaden, etliche Polizisten wurden verletzt und auch ein Journalist ist attackiert worden. Die „EKO (Ermittlungskommission) Stadion“, die im Nachgang des Spiels gegründet wurde, hat nun ihre Ermittlungsergebnisse veröffentlicht.

Die Täter

Bereits als die Anhänger von Dynamo Dresden am Bayreuther Bahnhof ankamen, erwiesen sie sich als hochaggressiv und unbelehrbar. Szenetypisch rotten sie sich auf dem Weg zum Hans-Walter-Wild-Stadion zusammen. Ein Fotoreporter war das erste Opfer der Meute: die Dynamo-Fans drängten den Journalisten zuerst zur Seite und zogen ihn dann in die Menge. Dort entrissen sie ihm seine beiden Fotokameras und traten diese über den Asphalt.

Die heiße Phase begann schließlich zur zweiten Halbzeit. Im Bereich der Heim- und Gästetribüne kam es zu Unstimmigkeiten im Dresdner Fanlager. Als Polizisten einschritten, wurden sie minutenlang mit Flaschen, Bierkästen und sogar Gullydeckeln beworfen. Die Beamten wurden außerdem getreten, geschlagen und beleidigt. Während des Tumults wurde ein Imbisswagen im Bereich des Gästeblocks geplündert, die Täter stahlen Bargeld in vierstelliger Höhe und Getränke. Andere rissen Waschbecken und Toilettenschüsseln von den Wänden und versuchten ein Toilettenhäuschen in Brand zu setzen. Die Polizei konnte jedoch die Randalierer zurückhalten und verhindern, dass sie die Stadionumzäunung durchbrechen.

Selbst in der Nachspielphase hatten viele noch nicht genug. Von Handyraub, Hitlergruß, Körperverletzung und Beleidigungen bis hin zu weiteren tätlichen Angriffen auf Polizeibeamte reichten die angezeigten Straftaten. Auf ihrer späteren Rückfahrt mit der Bahn zurück nach Dresden demolierten Randalierer zudem die komplette Zugeinrichtung.

Die Ermittler

Insgesamt 108 Ermittlungsverfahren wurden zu den Ereignissen am 1. Oktober 2022 eingeleitet. Davon bezogen sich allein 95 auf die Randale während des Spiels. Die besondere Herausforderung für die sechs Ermittler bestand vor allem darin, dass die Straftäter bei ihren Ausschreitungen aus der Masse heraus und größtenteils vermummt agierten. Die EKO arbeitete hierfür intensiv mit der Polizeiinspektion Bayreuth-Stadt, szenekundigen Beamten der Kriminalpolizei Dresden, der Bereitschaftspolizei aus Nürnberg, dem bayerischen Landeskriminalamt und der Bundespolizei zusammen. Für Hinweise aus der Bevölkerung wurde außerdem ein Medien-Upload-Portal eingerichtet, wir berichteten. Zusammen mit polizeieigenen Aufnahmen kam auf diese Weise eine Datenmenge von über 500 GB zusammen. Zur Identifizierung der Tatverdächtigen wurden elektronische Gesichtserkennung und auch sogenannte Super-Recognizer genutzt.

Die Ergebnisse

Inzwischen konnten die Namen von 43 Tatverdächtigen ermittelt werden. So wurde bereits ein Untersuchungshaftbefehl gegen einen 30-jährigen vorbestraften Thüringer wegen tätlichen Angriffs auf Polizeibeamte und gefährlicher Körperverletzung erwirkt. Gegen weitere Tatverdächtige wurde jeweils Anklage zum Amtsgericht Bayreuth wegen Landfriedensbruchs im besonders schweren Fall, (versuchter) gefährlicher Körperverletzung, tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte und Sachbeschädigung erhoben. Als Folgemaßnahme für die identifizierten Straftäter vom 1. Oktober 2022 sollen über die Spielvereinigung Bayreuth bundesweite Stadionverbote beim Deutschen Fußballbund erwirkt werden. Die zusammengetragenen Ermittlungsergebnisse werden an die Staatsanwaltschaft Bayreuth übermittelt. Nach rechtlicher Bewertung werden die Taten auf juristischer Ebene weiterverfolgt.

 

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