Seit 8:00 Uhr tagt erneut der Aufsichtsrat des Klinikums Bayreuth in der Wagnerstadt. Es ist die zweite Krisensitzung des Gremiums nach dem Aufkommen der schweren Vorwürfe, die durch das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ in der letzten Woche erhoben wurden.
Heute, so war es im Vorfeld zu hören, könnten personelle Konsequenzen das Ergebnis der Sitzung sein. Schwer in der Schusslinie steht Klinik-Chef Roland Ranftl. Ihm wird angelastet, Profit vor der Versorgung und Gesundung der Patienten zu setzen. Beobachter des Geschehens gehen davon aus, dass Ranftl den Chefposten womöglich weiter behält, ihm aber ein Ärzlicher Direktor zur Seite gestellt bekommt.
Chefärzte wehren sich gegenüber der Kritik
Unterdessen haben sich 21 Chefärzte des Hauses mit einer Stellungnahme an die Öffentlichkeit gewandt. Die Pflegedirektion des Klinikums Bayreuth unterstützt das Schreiben. Darin heißt es:
„Am Klinikum Bayreuth wird gute Medizin gemacht. Wir Chefärzte lassen uns nicht zu gesundheitsgefährdenden oder nicht notwendigen Maßnahmen nötigen, von wem auch immer. Unser Klinikum liegt wirtschaftlich im Mittelfeld deutscher Krankenhäuser. Die solide Finanzlage macht ärztlich freies Handeln und die Bereitstellung optimaler Therapien erst möglich. Es gibt einen deutschlandweiten Ärztemangel. Wir sind froh über unsere ausländischen Kollegen. Ohne sie würde das oberfränkische Klinikwesen am Boden liegen. Wir setzen uns mit möglichen und tatsächlichen Gefährdungen, Fehlern und Beschwerden aktiv auseinander. Hierfür hat das Klinikum ein anonymes Fehlermeldesystem (CIRS) und ein Beschwerdemanagement etabliert. An einem Krankenhaus lassen sich einzelne Probleme nicht immer vermeiden, aber am Klinikum Bayreuth herrschen keine katastrophalen Zustände. Vertrauen ist Grundlage der Beziehung zwischen Patient, Arzt und Pflege. Mit mehr Transparenz nach innen und außen wollen wir das Vertrauen der Öffentlichkeit und der Medien wiedergewinnen. Wir hoffen, dass alle Berufsgruppen am Klinikum Bayreuth bald wieder die verdiente Wertschätzung für ihre verantwortungsvolle Tätigkeit erhalten.“
Kripo und Staatsanwaltschaft ermittelt
Die Kripo Bayreuth führte letzte Woche eine Razzia im Krankenhaus durch und beschlagnahmte Untersuchungsakten. Hintergrund sind vier Fälle in denen Fehlbehandlungen von Neugeborenen zu schweren Dauerschäden, in einem Fall sogar zum Tod eines Babys führten. Dazu ging bei der Bayreuther Staatsanwaltschaft in der letzten Woche eine anonyme Anzeige ein.
Mehr zur heutigen Sitzung des Aufsichtsrates ab 18:00 Uhr in „Oberfranken Aktuell“.
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