Wegen banden- und gewerbsmäßigen Betrugs in Millionenhöhe hat die Zentralstelle Cybercrime Bayern mit Sitz in Bamberg Anklage gegen einen 27-Jährigen aus dem Ruhrgebiet erhoben. Verhandelt wird vor dem Landgericht Bamberg.
Zugangsdaten zum Online-Banking im gesamten Bundesgebiet ausgespäht
Wie es in einer Pressemitteilung der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg heißt, werde dem Angeschuldigten nach den gemeinsam mit der Zentralen Kriminalinspektion Braunschweig (Niedersachsen) geführten Ermittlungen vorgeworfen, als Koordinator einer Bande seit Mitte 2022 eine Vielzahl von Betrugstaten begangen zu haben. Hierfür habe die Täter-Gruppierung Zugangsdaten zum Online-Banking zahlreicher Bankkunden aus dem gesamten Bundesgebiet genutzt. Diese seien von Dritten mithilfe von Fake-Shops oder den Versand von Phishing-SMS von den Geschädigten ausgespäht worden.
Täter geben sich als Bankmitarbeiter aus
So verwendete die Gruppe anschließend sogenanntes Call-ID-Spoofing, um sich telefonisch als Bankmitarbeiter auszugeben. Unter dem Vorwand eines Sicherheitsupdates oder der angeblich notwendigen Neueinrichtung des Push-TAN-Verfahrens seien die Opfer zur Herausgabe von Transaktionsnummer (TAN) verleitet worden, mit denen digitale Debit-Karten zum mobilen Bezahlen auf den Täterhandys eingerichtet wurden. Diese wurden laut Anklageschrift sodann ohne PIN deutschlandweit eingesetzt, meist für Käufe von iPhones, Gutscheinen oder Gold.
Schaden in Höhe von 1,2 Millionen Euro
Der Angeschuldigte soll dabei den übrigen Bandenmitgliedern die Zugangsdaten zum Online-Banking der Geschädigten zur Verfügung gestellt und die Verwertung der Taterträge organisiert haben. Dabei seien zum Nachteil von 169 Bankkunden Schäden in Höhe von über 1,2 Millionen Euro entstanden.
3600 gefälschte SMS versandt
Zudem soll der 27 Jahre alte Angeklagte mithilfe eines SMS-Versand-Tools im großen Umfang täuschend echt wirkende Phishing-SMS versandt haben. Diese hätten als Absender verschiedene Bankinstitute vorgetäuscht und zu gefälschten Login-Seiten geführt. So fanden im August 2023 drei große SMS-Kampagnen mit über 3.600 SMS statt. Ob die so erlangten Daten anschließend zu weiteren Betrugstaten genutzt wurden, sei nicht mehr feststellbar.
Gutgläubige Fahrzeugkäufer um 240.000 Euro gesprellt
Wie es in der Pressemitteilung weiter heißt, wird dem Angeschuldigten in sieben weiteren Fällen gemeinsam mit einem anderen Mittäter vorgetäuscht zu haben, für einen Gebrauchtwagenhändler Fahrzeuge zu verkaufen. Dabei solle er nie vorgehabt haben, Fahrzeuge zu übergeben, sondern den in Vorkasse von den geschädigten Unternehmen gezahlten Kaufpreis unberechtigterweise für sich zu behalten. Hierdurch seien Schäden in Höhe von knapp 240.000 Euro entstanden.
Freiheitsstrafe bis zu zehn Jahren droht
Der Angeschuldigte wurde laut Generalstaatsanwaltschaft am Mittwoch (04. Dezember 2024) im Ruhrgebiet festgenommen und befindet sich seitdem in Untersuchungshaft. Das Landgericht Bamberg, das über die Zulassung der Anklageschrift und die Eröffnung des Hauptverfahrens zu entscheiden hat, sei zuständig, da auch Bankkunden aus Bayern geschädigt worden sein sollen. Bei einer Verurteilung wegen des banden- und gewerbsmäßigen Betrugs drohen Freiheitsstrafen von sechs Monaten bis zu 10 Jahren.