Do., 18.09.2025 , 18:25 Uhr

Oberfranken

Verkehrskollaps droht: Wegen maroder Brücken keine Bahnverbindung nach Nürnberg mehr

Franken-Sachsen-Magistrale durch das Pegnitztal ab sofort gesperrt - ganze Region abgekoppelt

Die Bahnbrücken der Franken-Sachsen-Magistrale im Pegnitztal sind marode. So marode, dass es ab sofort keine direkte Bahnverbindung aus Oberfranken nach Nürnberg und umgekehrt mehr gibt. Darüber informiert die Geschäftsstelle Bahnelektrifizierung Bayern-Sachsen in einer Pressemitteilung. Landräte, Oberbürgermeister, Bürgermeister und Bundestagsabgeordnete entlang der Strecke sind außer sich.

Tausende Pendler betroffen

Trotz der großen Bedeutung für den Güter- und Personenverkehr stagniere das Projekt der vollständigen Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale seit Jahrzehnten, heißt es in der Pressemitteilung. Aktuell spitze sich die Situation dramatisch zu. Wegen der Sperrung der Brücken im Pegnitztal müsse die Strecke Nürnberg–Marktredwitz ab sofort gebrochen werden. Tausende Pendler seien betroffen, der Regionalverkehr im Großraum Nürnberg und ganz Nordbayern leide darunter massiv. Für alle Bahnreisende ab Hof, Marktredwitz und Bayreuth gebe es auf unbestimmte Zeit keine direkte Schienenverbindung mehr nach Nürnberg.

Magistrale auch militärisch wichtig

Der nach wie vor nicht elektrifizierte Abschnitt zwischen Nürnberg und Marktredwitz bis zur tschechischen Grenze sei zudem nicht nur ein Bedarfsplanprojekt des Bundes, sondern Teil des transeuropäischen Kernnetz und im Korridor Rhein–Donau sowie zudem dem militärischen Grundnetz zugeordnet.

"Ergebnis organisierter Verantwortungslosigkeit"

Die Franken-Sachsen-Magistrale ist ein zentrales Drehkreuz im europäischen Schienenverkehr. Elektrifiziert könnte sie gemeinsam mit den Verbindungen nach Dresden und Prag ein leistungsfähiges Magistralen-Dreieck im Herzen Europas bilden. Stattdessen erleben wir das Ergebnis organisierter Verantwortungslosigkeit. Reisende und Güter werden von der Schiene auf die Straße gedrängt – der Schaden in das Vertrauen von Bahn und Politik ist immens.

Thomas Ebersberger, Oberbürgermeister der Stadt Bayreuth

"Es ist ein Skandal!"

Für Tausende Reisende und Pendler ist ab sofort in Pegnitz Endstation, mit Schienenersatzverkehr verwinkelt durchs Pegnitztal oder im überfüllten Bus auf einer der stark befahrensten Autobahnen direkt nach Nürnberg - das ist nur schwer zumutbar, vor allem wäre dies vermeidbar gewesen, denn die Problemlagen sind seit langem bekannt! Innerhalb unserer Initiativen haben wir immer wieder darauf hingewiesen – leider ohne Erfolg. Das ist ein Skandal.

Wolfgang Nierhoff, Erster Bürgermeister der Stadt Pegnitz und stellv. Landrat im Landkreis Bayreuth

"Sofortige Bereitstellung von Mitteln"

Wir erwarten vom Bundesverkehrsministerium drei Dinge: Erstens die sofortige Bereitstellung von Mitteln zur Brückensanierung, zweitens eine gesicherte Finanzierung der Elektrifizierung und drittens einen transparenten Zeitplan für die Umsetzung. Nur so können wir das Vertrauen der Menschen in eine moderne Verkehrspolitik zurückgewinnen.

Florian Wiedemann, Landrat des Landkreises Bayreuth

"Hausgemachte Verkehrskatastrophe"

Was wir hier erleben, ist eine hausgemachte Verkehrskatastrophe. Statt endlich in Ausbau und Elektrifizierung zu investieren, wurde die Instandhaltung verschleppt. Jetzt zahlen Pendler und die ganze Region den Preis. Passend zum Tag der Schiene – das ist ein Offenbarungseid! Der Bund und die Bahn müssen sofort handeln und die maroden Brücken sanieren, wenn nicht jetzt, wann dann?

Armin Kroder, Landrat des Nürnberger Landes

„Vertrauen der Bürger wird massiv beschädigt“

Die Folgen sind für die Menschen in unserer Region gravierend: Für Reisende aus Hof, Marktredwitz, Bayreuth und Pegnitz gibt es derzeit keine direkte Schienenverbindung mehr nach Nürnberg. Tausende Pendlerinnen und Pendler müssen auf einen Schienenersatzverkehr durch das enge Pegnitztal oder auf überfüllte Busse entlang der A9 ausweichen. Das ist kaum zumutbar und sorgt für erhebliche Verunsicherung sowie berechtigte Kritik. Besonders ärgerlich ist, dass diese Situation nicht überraschend kommt. Seit vielen Jahren wird vor Ort auf den schlechten Zustand der Brücken hingewiesen – dennoch sind notwendige Sanierungen ausgeblieben. Nun stehen wir vor einer Sperrung auf unbestimmte Zeit, ohne dass ein verlässlicher Zeitplan für die Wiederaufnahme des Verkehrs vorliegt. Das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Bahn aber auch in die Politik, wird dadurch massiv beschädigt.

Silke Launert (CSU), Bundestagsabgeordnete Bayreuth

„Pendlerinnen und Pendler müssen sich auf die Bahn verlassen können“

Ich sage ganz deutlich: Wir müssen jetzt endlich handeln. Die Strecke muss modernisiert und vor allem elektrifiziert werden. Die Analyse und technische Überprüfung am gesperrten Teil zwischen Pegnitz und Hersbruck muss zügig stattfinden. Die Pendlerinnen und Pendler müssen sich auf die Bahn verlassen und die Strecke schnellstmöglich wieder nutzen können. Dies ist für unsere Region von elementarer Bedeutung. In einem nächsten Schritt müssen wir uns dann endlich in der Tiefe mit der gesamten Franken-Sachsen-Magistrale beschäftigen. Hierzu gehört vor allem die Elektrifizierung, die dringend benötigt wird. Bei den anstehenden Haushaltsverhandlungen werde ich mich mit Nachdruck dafür einsetzen.

Heiko Hain (CSU), Bundestagsabgeordneter Hof-Wunsiedel

„Symbol einer Kaputtsparpolitik“

Diese Brückensperrung ist kein Zufall, sondern Symbol einer Kaputtsparpolitik. Jahrzehntelang wurden deswegen Bahn und Infrastruktur vernachlässigt. Tausende Pendlerinnen und Pendler stehen jetzt vor einer hausgemachten Katastrophe. Es ist Geld da – jetzt müssen schleunigst Mittel für die Sanierung der Brücken und die Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale freigegeben werden. Unsere Region braucht keine weiteren Ausreden, sondern endlich Taten. Die Franken-Sachsen-Magistrale könnte ein europäisches Vorzeigeprojekt sein – stattdessen verrottet sie. Damit muss Schluss sein.

Lisa Badum (Bündnis90/Die Grünen), Bundestagsabgeordnete Bamberg

Brückensanierung erst ab 2029 geplant

Besonders problematisch sei, wie es in der Pressemitteilung abschließend heißt, dass die Sanierung der Brücken erst ab 2029 und ohne bislang bereitgestellte Mittel geplant sei. Gleichzeitig bleibe unklar, wie die im Bedarfsplan des Bundes verankerte Elektrifizierung finanziert werden solle, obwohl deren Wirtschaftlichkeit nachgewiesen sei.

Beitrag zur Sperrung

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