Do., 07.07.2022 , 14:09 Uhr

Landkreis Bayreuth, Landkreis Hof, Landkreis Wunsiedel

Oberfranken Ost: Steht die Franken-Sachsen-Magistrale vor dem Aus?

Regional-Politiker wollen in Berlin weiter für die Umsetzung des Projektes kämpfen

Das Bahn-Großprojekt „Franken-Sachsen-Magistrale“ steht nach einer Information des CSU-Bundestagsabgeordneten Hans-Peter Friedrich womöglich vor dem Aus. Vor fast 30 Jahren wurde das Projekt in den „vordringlichen Bedarf“ gehoben. Noch im August 2021 gab es im Landratsamt Wunsiedel eine „Bahnkonferenz“ mit der Forderung nach der Weiterplanung der Elektrifizierung der Strecke. Politiker der Region wollen sich in Berlin weiter dafür einsetzen, dass die Elektrifizierung der Strecke umgesetzt wird.

Kosten-Nutzen-Verhältnis zu gering?

Laut Friedrich kam man im Verkehrsministerium in Berlin zu dem Schluss, dass das Kosten-Nutzen-Verhältnis des Projektes geringer ist, als gefordert. Dies würde im Umkehrschluss das Aus für die Elektrifizierung bedeuten. Städte und Landkreise entlang der Bahnstrecke Nürnberg – Marktredwitz – Sachsen und Böhmen machen seit Jahren mit den örtlichen Bundestagsabgeordneten deutlich, wie wichtig die Umsetzung des Vorhabens ist.

Vorteile für die hiesige Wirtschaft

Das Sächsisch-Bayerische Städtenetz stellte in der Vergangenheit in einem Gutachten fest, dass der Nutzen der Elektrifizierung weit höher zu bewerten ist, als dies der Bund bislang annimmt. Dem eigenen Gutachten dienen demnach die mittel- und osteuropäischen Entwicklungen der letzten Jahre. Besondere Potenziale für den Schienentransport ergeben sich demnach in den Branchen Automotive und Chemie.

Auch der Containerverkehr auf der Schiene von und nach Asien weist laut Expertenmeinung enorme Steigerungsraten auf. Mit der Elektrifizierung der Strecke von Hof und Schirnding (Landkreis Wunsiedel) nach Nürnberg könnten die Containerzüge auf direktem Weg nach Süddeutschland geführt werden und nicht wie bisher über Hamburg oder Duisburg. Dies würde der hiesigen Wirtschaft große Zeit- und Kostenvorteile verschaffen und den Güterverkehr großflächig verteilen, so die Experten vor Ort.

Nutzung als Umleitung bei Störungen auf anderen Strecken

Die Fertigstellung der Franken-Sachsen-Magistrale würde laut Gutachten auch Möglichkeiten für Umleitungen bei Störungen im Schienennetz bieten. So führte eine mehrtägige Streckensperrung durch Schlammlawinen im Elbtal im letzten Jahr zu chaotischen Verhältnissen im deutsch-tschechischen Schienenverkehr. Die Störungen hätte eine elektrifizierte Route von Eger nach Hof und Nürnberg abfedern können.

Treffen im Bundesverkehrsministerium

Die oberfränkische SPD setzt sich nach den negativen Nachrichten weiter für den Ausbau der Franken-Sachsen-Magistrale von Dresden über Hof nach Nürnberg ein. Das machte der SPD-Bundestagsabgeordnete und Bezirksvorsitzende Jörg Nürnberger vor dem Treffen von regionalen Politikern am heutigen Donnerstag (07. Juli) im Bundesverkehrsministerium deutlich. Nürnberger selbst will sich aktuell nicht mit einem möglichen Aus beschäftigen.

 

Das letzte Wort ist hier noch nicht gesprochen. Vielmehr ist es notwendig, eine politische Lösung herbeizuführen.

(Jörn Nürnberger, MdB, SPD)

 

Bahnverbindung laut Nürnberger seit Jahrzehnten vernachlässigt

Zudem zweifelt Nürnberger an der Berechnung der Wirtschaftlichkeit, da aus seiner Sicht „die Aspekte des europäischen Lückenschlusses Richtung Prag nicht hinreichend berücksichtigt“ wurden. Extrem hohe Kosten, die bei der Elektrifizierung der Strecke entstehen würden, sieht der SPD-Politiker vielmehr darin begründet, dass die Bahnverbindung von Dresden über Hof nach Nürnberg schon seit Jahnzehnten vernachlässigt wurde.

 

Hätte man schon früher Brücken und Tunnel ausgebaut, wären jetzt die Kosten auch geringer“, betont Nürnberger. Und wird deutlich: „Uns jetzt im Regen stehen zu lassen, geht gar nicht.

(Jörn Nürnberger, MdB, SPD)

 

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