Do., 10.07.2025 , 12:45 Uhr

Landkreis Coburg

Rödental / Malmö: In Schweden festgenommene Love-Scammer in Coburg zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt

59 Jahre alte Frau aus Rödentat mit Liebes-Masche um 220.000 Euro betrogen

Zwei 32 und 55 Jahre alten Männer sind am Mittwoch (09. Juli) vor dem Landgericht Coburg wegen gewerbs- und bandenmäßigen Betruges in fünf beziehungsweise drei Fällen zu Freiheitsstrafen von sechs Jahren und drei Monaten und drei Jahren und sechs Monaten verurteilt worden. Die zwei nigerianischen Staatsangehörigen hatten eine Frau aus Rödental (Landkreis Coburg) mit einer Liebes-Masche um 220.000 Euro betrogen.

Monatelang internationale Ermittlungen

Über den Betrugsfall informierten die Staatsanwaltschaft Coburg und das Polizeipräsidium Oberfranken am Donnerstag (10. Juli) in einer gemeinsamen Pressemitteilung. So waren die Angeklagten Teil einer international agierenden Tätergruppierung, die sich auf sogenanntes „Love-Scam“ spezialisiert hatte. Nach monatelangen internationalen Ermittlungen der Kriminalpolizei Coburg in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Coburg und den schwedischen Behörden wurde das Verfahren nun abgeschlossen.

Opfer aus Rödental glaubt an neue Liebe und überweist rund 220.000 Euro

Im Jahr 2022 hatte einer der beiden Täter über eine Online-Dating-Plattform Kontakt zu einer 59-jährigen Frau aus Rödental aufgenommen. Er gab sich dabei als schwedischer Bauingenieur aus und gewann über Monate hinweg das Vertrauen der Frau. Unter dem Vorwand, er sei für einen Großauftrag nach Dubai gereist, könne dort aber kein Konto eröffnen, bat er die 59-Jährige das erste Mal um Geld, danach gab es noch unter Angabe unterschiedlicher Gründe weitere Geldforderung. Weil die arglose Frau an den Aufbau einer ernsthaften Beziehung glaubte und dem vermeintlichen Partner aus der Not helfen wollte, überwies sie – auch weil sie davon ausging, das Geld nach dem Erledigen eines angeblichen Großauftrags zurückzuerhalten – innerhalb eines Jahres rund 220.000 Euro auf verschiedene ausländische Konten. Zudem leistete sie Teile der Summe über internationale Zahlungsdienstleister ins Ausland und auf verschiedene Bitcoin-Konten.

Nach Festnahme in Schweden werden Täter nach Deutschland ausgeliefert

Als die Frau im Jahr 2023 den Betrug erkannte, wandte sie sich an die Coburger Polizei. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei Coburg führten über digitalen Spuren und Zahlungsströme zu den tatverdächtigen Männern, die sich im schwedischen Malmö aufhielten. Auf Grundlage eines Europäischen Haftbefehls wurden im Juni 2024 in Malmö die beiden Tatverdächtigen im Alter von 32 und 55 Jahren festgenommen. Anschließend wurden die Männer nach Deutschland überstellt.

Internationale Tätergruppierung verursacht Gesamtschaden von rund 760.000 Euro

Nach den Erkenntnissen der Ermittler sind die beiden Verurteilten Teil einer international agierenden Gruppierung, die systematisch Liebesbetrug betreibt. Bei der Auswertung von Mobiltelefonen und Datenträgern wurden zahlreiche Hinweise auf weitere Opfer gewonnen. Insgesamt führten allein die im Verfahren dokumentierten fünf Fälle innerhalb von knapp vier Jahren zu einem Gesamtschaden von rund 760.000 Euro. Die Ermittler gehen jedoch von einer hohen Dunkelziffer aus, weil viele die Taten aus Scham oder Unsicherheit nicht anzeigen. Weitere mutmaßliche Täter befinden sich im Ausland, vermutlich unter anderem in Dubai und Nigeria. Sie konnten bislang nicht festgenommen werden.

Betrug unter Vorspielen romantischer Gefühle

Beim sogenannten „Love-Scam“ (auch „Romance-Scam“) nehmen die Täter unter falscher Identität über Online-Dating-Portale oder soziale Netzwerke Kontakt zu ihren Opfern auf. Dabei nutzen die Betrüger für ihr Profil fremde Fotos von Soldaten, Ärzten oder anderen vertrauenswürdig wirkenden Personen aus dem Internet. Unter Vortäuschung romantischer Gefühle versuchen die Täter eine emotionale Abhängigkeit aufzubauen. Danach wird eine angebliche finanzielle Notlage geschildert, um die Zahlung von Geld zu erwirken. Die Opfer werden häufig massiv unter psychischen Druck gesetzt. Wenn nicht gezahlt wird, bricht der Kontakt sofort ab. Die Polizei warnt eindringlich vor dieser Betrugsform und rät zur besonderen Vorsicht bei Online-Bekanntschaften. Im Verdachtsfall sollten Betroffene umgehend Anzeige erstatten.

Tipps zum Erkennen von Love-Scam:

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