Fr, 15.09.2017 , 12:48 Uhr

Oberfranken: Polizei legt Diebesbande nach Millionenbeute das Handwerk

Über 100 Straftaten gehen auf das Konto der Autodiebe

Dieser Fall gehört definitiv mit zu den größten und spektakulärsten der oberfränkischen Polizei. Den Beamten gelang nach komplexen, gut zwei Jahre andauernden Ermittlungen, der Beamten der Kriminalpolizei mit Zentralaufgaben Oberfranken (KPI/Z) in enger Zusammenarbeit mit der Coburger Staatsanwaltschaft sowie den tschechischen Ermittlungsbehörden, ein schwerer Schlag gegen die internationale organisierte Kfz-Diebstahlskriminalität. Die Tatverdächtigen sind für über 100 Straftaten mit einem Gesamtentwendungsschaden von über 1,2 Millionen Euro verantwortlich. Von diesen Straftaten kamen bereits mindestens 77 vollendete Diebstähle und acht Versuche zur Anklage. Dabei handelt es sich überwiegend um Autodiebstähle, ein erheblicher Teil der gesamten Diebstähle fand in Oberfranken statt. KPI/Z und Staatsanwaltschaft Coburg konnten sieben Bandenmitglieder ermitteln, die Auslieferung nach Deutschland erreichen und sie hier in Untersuchungshaft bringen.

Erste Festnahmen im Jahr 2015

Im Sommer 2015 kam es in Oberfranken zu einer Vielzahl von Fahrzeugdiebstählen, insbesondere der Marken VW T5, Mercedes Sprinter und Skoda. Schnell wurde den ermittelnden Beamten klar, dass es sich bei den Tätern um eine gut organisierte und professionell Bande handeln musste. Im Zuge operativer Maßnahmen gelang dann im Juni 2016 der erste größere Fahndungserfolg. Aufgrund der Erkenntnisse der oberfränkischen Beamten, konnten Polizisten zwei 33 Jahre alte Täter in Nürnberg festnehmen, die mittlerweile in Untersuchungshaft sitzen.

Hintermann entlarvt

Im Verlauf der anschließenden umfangreichen und teils verdeckt geführten Ermittlungen mit Einbindung der tschechischen Kollegen, gelang es den Beamten der KPI/Z immer mehr Erkenntnisse über die Struktur der Diebesbande zu gewinnen. So kamen sie sogar dem Hintermann der Bande, einem 39-jährigen Tschechen aus dem Raum Pilsen auf die Spur. Dieser „bestellte“ bei dem inzwischen festgenommenen 33-Jährigen detailliert Fahrzeuge, die zuvor insbesondere über Automärkte im Internet oder durch Auskundschaften ausgesucht worden waren. Wie die Kripobeamten weiter ans Tageslicht brachten, unterhielt der 39-jährige Drahtzieher einen sogenannten „Zerlegebetrieb“ für gestohlene Fahrzeuge sowie mehrere Lagerplätze im Westen der Tschechischen Republik. Das Diebesgut aus verschiedenen Ländern wurde dorthin gebracht und dann in der Regel komplett auseinandergenommen. Sämtliche Identifizierungsmerkmale veränderten oder tauschten die Täter fachmännisch aus. Auch Teile von legal erworbenen Schrottfahrzeugen wurden mit anderen Fahrzeugteilen kombiniert. Letztendlich wurden die Fahrzeuge und teilweise auch einzelne Teile weiter verkauft.

Zahlreiche Durchsuchungen in Tschechien

Insgesamt neun Objekte in Tschechien, hauptsächlich im Bereich Pilsen aber auch in Prag, nahmen die Einsatzkräfte im Zuge der Ermittlungen gleichzeitig unter die Lupe. Sie durchsuchten Hallen, Werkstätten, mehrere Garagen und Scheunen sowie Wohnungen und entdeckten fast überall verschiedenstes Diebesgut. Bei dem Einsatz gelang es außerdem tschechischen Spezialeinsatzkräften den „Kopf“ der kriminellen Gruppierung in seinem Wohnhaus aufgrund eines von der Staatsanwaltschaft Coburg beantragten europäischen Haftbefehls festzunehmen.

Diebesgut füllt ganze Lagerhalle

Das Ausmaß der kriminellen Machenschaften der Bande wurde den Einsatzkräften dann insbesondere in und vor einer Werkstatt bei Pilsen im wahrsten Sinn des Wortes vor Augen geführt. Vor Ort konnten die Kripobeamten insgesamt 17 Fahrzeuge verschiedener Marken, zirka 56 Fahrzeugteile aller Art, mehr als 35 Fahrzeugsitze, rund 100 Fahrzeugschlüssel, über 80 Fahrzeugbriefe und -scheine sowie mehr als 30 Computer, Laptops, Tablets, Festplatten, USB-Sticks, SD-Karten und Navigationsgeräte und über 15 Mobiltelefone und SIM-Karten sicherstellen. Darüber hinaus hatte die Bande offensichtlich auch Beute in Form von hochwertigen Werkzeugen, Baumaschinen und sonstigen Geräten gemacht, die vorwiegend aus Containeraufbrüchen auf Baustellen stammen.

Weitere Verdächtige in Haft

Vier weitere Täter der Bande waren zwischenzeitlich untergetaucht, jedoch fahndeten europaweit Beamte mit Haftbefehlen nach ihnen. Bereits Anfang März 2017 gelang die Festnahme zweier Mittäter aus Moldawien im Alter von 30 und 35 Jahren in Prag. Einen weiteren 25-jährigen tatverdächtigen Moldawier verhafteten Polizeikräfte einige Tage später in Belgien. Der letzte im Bunde, ein 30 Jahre alter Rumäne, ging Ende März in der Ukraine ins Fahndungsnetz. Neben 67 Fahrzeugdiebstählen, insbesondere der Marken Mercedes Benz Sprinter, VW T5, BMW und Skoda, sowie acht Diebstählen von Anhängern, entwendeten die Bandenmitglieder auch fünf Motorräder beziehungsweise Quads, neun Kennzeichen und mehrere Baumaschinen. Zudem müssen sich die Männer auch wegen weiterer Delikte, insbesondere Urkundenfälschungen, Sachbeschädigungen und Hausfriedensbruch, verantworten. Der gesamte Entwendungsschaden beträgt mehr als 1,2 Millionen Euro. Zudem richteten die Straftäter einen Sachschaden von insgesamt mindestens 25.000 Euro an. Allein die Ermittlungsakte der Beamten der KPI/Z umfasst derzeit bereits über 5.000 Seiten.

Oberfranken: Schwerer Schlag gegen internationale Autodiebe
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